Montag, 20. Juni 2011

Tempel bis zum Abwinken

Sawadee zusammen

Es ist bereits wieder Nachmittag hier im Nordosten von Thailand. Heute Vormittag gab es wiedermal einen Grund den Unterricht ausfallen zu lassen. Eine Klasse unserer Schule hat an einem Tanz - und Turnwettkampf in Nang Rong teilgenommen. Also haben ein paar Lehrer, der Vize-Direktor sowie Patricia und ich das Team an den Wettkampf begleitet. Unsere Schüler traten in der Kategorie "Seil und Ring" auf. Sie hatten sich in den letzten Wochen jeden Tag nach dem Unterricht intensiv auf ihren Auftritt vorbereitet und hatten zudem vor zwei Jahren denselben Wettbewerb auch schon gewonnen. Mit einer ausgereiften Choreografie und viel Charme schaffte es das Team auch dieses Jahr wieder auf Platz eins. Das wurde natürlich auch ausgiebig gefeiert.






Doch ich sollte wohl besser dort anfangen zu erzählen wo ich letzten Freitag aufgehört habe.

Nach einer kleinen Panne mit dem Motorrad bin ich bei der Gastfamilie meine Sachen holen gegangen und habe mich auf den Weg zu Wick gemacht. Dort hat mich bereits Patricia, die neue Volunteer Englisch-Lehrerin aus St. Gallen, erwartet. Wir haben natürlich sofort angefangen uns auszutauschen. Sie hatte viele Fragen und ich auch viel zu erzählen. Wir haben dabei fast ein wenig Wick und die Familie vergessen. Jedenfalls wurden wir dann an den Esstisch gerufen wo uns ein kleines Festmahl erwartete. Danach haben wir den ganzen Abend auf der Veranda verbracht.

Am Samstag haben wir dann unser "Tempel-Wochenende" begonnen. Wir haben alle grösseren Tempel der Stadt besucht und wenn wir das Gefühl hatten, dass wir dabei gerade niemanden stören, haben wir auch ein paar Fotos geschossen. Deshalb nachfolgend die lange ersehnten Bilder der Tempel hier in der Stadt. Ihr glaubt es vielleicht nicht, aber solche typischen farbigen Tempel, wie Ihr sie auf den Fotos seht, gibt es hier in Thailand in fast jedem Dorf bzw. Quartier.










Nang Rong ist definitiv keine Touristen-Hochburg, wie übrigens der ganze Nordosten Thailands, aber etwas ausserhalb der Stadt gibt es ein paar historische Tempelanlagen die sowohl von Thais wie auch von ausländischen Touristen rege besucht werden. Wir haben deshalb beschlossen, am Sonntag bei Wick ein Motorrad zu mieten und damit folgende Anlagen zu besuchen: Khao Angkhan, Phanom Rung und Mueang Tam. An dieser Stelle auf jede der Anlagen im Detail einzugehen erspar ich mir. Nachfolgend deshalb nur ein kurzer Überblick:

Bei Phanom Rung handelt es sich um eine der Hauptattraktionen der Provinz Buriram. Der über tausendjährige Khmer-Tempel diente als Kulisse der Tomb Raider Verfilmung mit Angelina Jolie in der Hauptrolle. Die Anlage ist wie auch Khao Angkhan auf einem erloschenen Vulkan erbaut.






Wat Khao Angkhan ist bekannt für seinen riesigen liegenden Buddha, den architektonischen Mix aus verschiedenen Epochen wie auch für die Wandmalereien im Hauptgebäude.







Prasat Mueang Tam ist eine kleinere Khmer-Anlage am Fuss des Hügels von Phanom Rung. Mit hat auch der danebenliegende "moderne" Tempel sehr gefallen.







Heute Montag hatte Patricia Premiere in der Schule. Sie war dementsprechend nervös und ich konnte sie kaum beruhigen. Ich erinnerte mich an meine ersten Tage in Nang Rong und wurde mir bewusst wie gut ich mich mittlerweile hier eingelebt habe. Nach der Schule sind wir dann zuerst zu meiner Gastfamilie gefahren um dann in Begleitung von Men (meinem Gastfamilienvater) Patricia mit ihrer Gastfamilie bekannt zu machen.

Einen weiteren "Farang " im Dorf und in der Schule zu haben hat sicher seine Vorteile. So kann man Exkurssionen oder den Austausch  über Erlebnisse unter Gleichgesinnten (bezogen auf die Kultur) tätigen. Anderseits muss ich aufpassen, dass ich die Nähe zu den Leuten in der Gastfamilie, der Schule und Wick inkl. Familie, die ich mir aufgebaut habe, nicht aufs Spiel setze weil nun der Drang zur Integration nicht mehr so stark ist. Aber das wird sich in den nächsten Tagen einpendeln.


Ich möchte es an dieser Stelle nicht missen, Euch für die erneuten Kommentare zu meinen Blogeinträgen zu danken. Es ist schön zu realisieren wie viele Leute an meinen Erfahrungen hier in Thailand teilhaben, auch wenn dabei die Vorfreude auf die Schweiz nicht minder wird. Gerne beantworte ich übrigens auch allfällige offene Fragen zu meinen Berichten.

Freitag, 17. Juni 2011

Halbzeit in Nang Rong

Da ich heute Nachmittag keine Klasse zu unterrichten habe sowie das Wetter unerträglich heiss ist, bietet sich mir die Gelegenheit für ein weiteres Posting in meinem Blog.


Nach einem "lazy weekend", wie Wick es ausdrückt, bin ich seit Montag wieder bei der Gastfamilie im Dorf Nong Takem. Viel hat sich dort nicht getan. Wenn ich am Abend nach Nang Rong will, benutze ich nun eines der kleinen Motorräder der Familie um die 4.5 km in die Stadt zurückzulegen. Damit erspar ich mir jeweils ein Schweissbad. Der 4-Gänger macht einen höllen Lärm, den wie fast alle älteren Fahrzeuge hier wurde er in der Leistung "optimiert". Zudem ist die Schaltung etwas gewöhnungsbedürftig, dafür muss nicht gekuppelt werden. Zur Schule nehme ich aber weiterhin das Velo. Ich geniesse jedensmal von Neuem die herrlichen Landschaftsbilder die sich mir bieten und seitdem ich nur noch halb so schnell fahre, komme ich auch nicht mehr schweissgebadet in der Schule an.


Nach dem Abendesen mache ich nun jeweils mit Pii (7), dem jüngeren Sohn der Familie, ein wenig Hausaufgaben. Zur Zeit bringe ich ihm das ABC und die Zahlen 1-20 bei. Im Gegenzug erhalte ich von ihm Unterricht in Thai. Pii oder ich zeichnen jeweils etwas und er benennt es dann worauf ich versuche es ihm nachzusprechen. Wir haben dabei eine Menge Spass. Gestern hat er  mir zudem 2 Nachbarskinder vorgestellt. Wir haben zusammen ein "lemon ice tea" getrunken, ein wenig Hausaufgaben erledigt und ausgiebig den Selbstauslöser meiner Kamera getestet.




Was ich Euch noch nachliefern wollte ist ein Foto der Dusche und der Toilette in der Gastfamilie. Zudem ein Bild des Lehrer-WC's. Ich komme damit unterdessen bestens zurecht.



Am Mittwoch dürfte ich zum ersten Mal unmittelbar miterleben wie man hier mit Konflikten umgeht. Eine Lehrerin betrat das Lehrerzimmer und schien sich bei den beiden Direktoren über irgendetwas zu beschweren. Die passive Reaktion der Direktoren schien sie weiter zu erhitzen und schlussendlich warf sie ihren Stapel mit Papier und Heften mit voller Wucht vor sich auf den Boden. Nach ein paar weiteren lauten Ausrufen beugte sie sich, nahm das oberste Heft auf und schlug damit wild auf die anderen Unterlagen ein. Danach verschwand sie mitsamt der Unterlagen aus dem Lehrerzimmer. Ich sass hinter meinem Pult nur wenige Meter entfernt und war nun doch etwas erstaunt über die Reaktion der anderen Anwesenden. Den niemand schien dem Ereignis Beachtung zu schencken. Alles lief weiter wie wenn nichts passiert wäre. Auch beim kurz darauffolgenden gemeinsamen Mittagessen war der Ausraster der Lehrerin überhaupt kein Thema.

Es scheint also zu stimmen, was man über die Thailändische Kultur sagt: Das Gesicht zu verlieren gehört hier zum Allerschlimmsten. Wer ausrastet und ausfallend wird, der wird von den Thais einfach ignoriert oder erntet höchstens ein Kopfschütteln. Unbedingte Freundlichkeit hat halt so seinen Preis.

Am Mittwoch hatte ich Premiere als Turnlehrer. Scheinbar haben alle Klassen am Mittwochnachmittag Sportunterricht wodurch die zur Verfügung stehenden Lehrer knapp werden und ich deshalb die 4. Klasse unterrichten sollte. Ich ging eigentlich davon aus, dass ich nur mit den Knaben eine Turnstunde zu meistern habe. Da nun aber die Mädchen mit ihren Uniform-Röcken auch dabei waren, musste ich mein Programm kurzfristig etwas umgestalten. Den das Üben von Handstand, Rad und Purzelbaum war mit den Mädchen undenkbar.

Nach einem WarmUp habe ich mit der Klasse eine Stafette vorbereitet. Dazu haben wir zwei Gruppen gebildet, eine Start-/Ziellinie eingerichtet und pro Gruppe einen etwa 30m entfernten Kreis ins Gras gelegt. In die Kreise legten wir je einen Stock. Diesen mussten die Läufer der beiden Gruppen jeweils aufheben und, während sie den Stock in die Höhe hielten, sich 15 mal um die eigene Achse drehen bevor sie sich auf den Weg zurück zu ihrer Gruppe machen konnten. Dort wartete dann der nächste Läufer auf sie.

Nun ja, nach 15 "Pirouetten" hat man natürlich etwas Orientierungsschwierigkeiten und macht schon mal einen grossen Bogen auf dem Rückweg zur Gruppe. Die Klasse hatte jedenfalls mächtig Spass. Jedoch musste ich bald feststellen, dass einige Mädchen etwas an ihre Grenzen stossen und nachdem sich das vierte Mädchen aufgrund von Übelkeit unter einen Baum gelegt hatte, brach ich das Spiel ab. Obwohl erst 40 Minuten der Turnstunde vorbei waren, gingen wir nun zurück ins Klassenzimmer und kümmerten uns um die vier Mädchen. Diese Erfahrungen sind nun natürlich in die Planung der nächsten Sportstunde mit der Klasse Pantom 4 eingeflossen.

Was mir beim Durchsehen meiner Fotos von letzer Woche noch auffällt: Paragliders oder besser Paramotors! Jedenfalls habe ich bei einer kleinen Ausfahrt mit dem Velo letzten Sonntag plötzlich einen Gleitschirm hoch oben am Himmel entdeckt. Wie kann das sein mitten über Nang Rong, wo sich weit und breit keine Anhöhe zum Startem anbietet. Als ich bei meiner Verfolgungsjadgt dann etwas von der Hauptstrasse weg kam, bemerkte ich dann das leise Dröhnen. Züfälligerweise setzte der Gleitschirmflieger gerade zur Landung an und ich konnte ein paar Fotos aus der Nähe knipsen.



 

Ach ja und dann ist da noch "Darky". Seit meiner ersten Nacht bei der Gastfamilie führt der abendliche Weg vom Haus nach draussen zweier Mäuse durch mein Zimmer. Ich habe sie "Jerry" und "Darky" getauft. Beide kommen jeden Abend in meinem Zimmer die Wand herunter und verschwinden dann anschliessend in einem Loch mitten im Fussboden. Oftmals habe ich ihnen aufgelauert um Euch das Geschehen auch bildlich präsentieren zu können. Da die beiden bisher aber zu flink für meine Kamera waren, schien mein Vorhaben zu scheitern. Doch gestern hörte ich auf einmal ein eigenartiges Geräusch. Nicht das es bei mir im Zimmer sonst ganz ruhig wäre, aber es schien als würde da etwas in meinem kleinen Mülleimer wühlen. Und tatsächlich. Beim vorsichtigen Öffen des Eimers bestätigte sich mir mein Verdacht und ich konnte ein Schnappschuss von "Darky" machen.


Nun ist schon wieder eine Woche vorbei und da ich nur noch zwei Wochen da bin, habe ich bereits Halbzeit hier in Nang Rong. Heute Abend werde ich fürs Wochenende zurück zu Wick ins Hostel ziehen und dabei die neue "farang teacher" aus der Schweiz kennenlernen. Da sich unserer Aufenthalt  überschneidet und wir zudem in der gleichen Schule unterrichten, bin ich natürlich gespannt wer mich erwartet.

Heute möchte ich Euch zudem ein wenig über meinen kulinarischen Alltag hier im Nordosten von Thailand berichten. Die Isaan-Küche ist in ganz Thailand bekannt und ist zwar deftig scharf und würzig aber auch sehr ausgewogen und rundum gesund. Jedenfalls habe ich mich schnell ans Essen hier gewöhnt und freue mich mittlerweile auf jede Mahlzeit, welche ich immer in der Gemeinschaft mit den Lehrern, der Gastfamilie oder Wick und Anhang einnehme.

Klar gibt es auch beim Essen ein paar recht spezielle Gerichte, jedenfalls aus der Sicht eines Europäers. Doch so kurios es zum Teil auch klingen mag, das meiste davon ist echt köstlich wie zum Beispiel die fritierten Frösche. Mein Favorit: fritierte Schweinshaut! Schmeckt wie Speck-Chips!



















Speziell an der Thai-Küche ist, dass der Hauptbestandteil jeder Mahlzeit, auch des Frühstücks, immer Reis ist. Jeder kriegt ein Teller voll Reis und nimmt sich dann laufend von den übrigen Speisen etwas in sein Teller wo man es zusammen mit dem Reis zu sich nimmt. Die Reisart variert wie natürlich auch die Beilagen und so wird das Essen nie eintönig.