Samstag, 11. Juni 2011

Die erste Schulwoche

Wow, bereits Samstag. Das ging jetzt schnell. Ich bin bereits wieder bei Wick im Hostel wo ich ja jeweils das Wochenende verbringen werde.

Die erste Schulwoche habe ich nun hinter mir. Drei weitere werden folgen. Ich kann nun behaupten, mich bestens eingelebt zu haben. Sowohl in der Schule wie auch in der Gastfamilie. Aber auch ganz Allgemein in der doch recht fremden Kultur.

Hier zu berichten was ich diese Woche so alles im Einzelnen erlebt habe würde den Rahmen sprengen. Ich erlaube mir deshalb interessante Einzelheiten eventuell später häppchenweise zu rapportieren.

Doch nun erstmal ein paar Sätze zur Gastfamilie. Ich kriegte dort von Anfang an das Gefühl vermittelt, sehr willkommen zu sein. Eine grosse Bereicherung sind die doch recht guten Englischkenntnisse von Mr. Men. Mit ihm kann ich reden ohne das es regelmässig zu Verständnisschwierigkeiten kommt, wie dies in der Schule der Fall ist.

Der Abend bei der Gastfamilie verläuft meist wie folgt. Ich komme nach der Schule um ca. 17.00 Uhr nach Hause, gönne mir meist erstmal eine Dusche und frische Kleider, und lege mich dann ein wenig hin. Sei dies in meinem Zimmer oder in einer der Hängematten im Garten. Bald fängt es herrlich zu duften an und mittlerweile sind alle zu Hause. Zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr wird dann gegessen. Es sind sehr einfache Mahlzeiten, wobei die Zutaten meist aus dem eigenen Anabu stammen. Mittlerweile weiss ich auch bei welchen Saucen ich mich mengenmässig besser etwas zurückhalte um nicht gleich einen Schweissausbruch abzukriegen. Die Gastfamilie erkundigt sich jeweils bei mir ob es mir schmeckt und ich kann eigentlich nie meckern.

Nach dem Essen gehen Men und ich dann meist in den Garten wo wir mit den beiden Söhnen und oft auch einigen Kollegen von Men in einer gemütlichen Runde den Abend ausklingen lassen. Ein (oder auch ein paar) Glas Reis-Whisky gehört dabei einfach dazu.





Gegen 21.00 Uhr geht's dann bereits Richtung Bett. Schliesslich geht die Sonne bereits kurz nach 5.00 Uhr wieder auf und ein Bauer will die "kühle" Zeit von Sonnenaufgang bis mitte Vormittag natürlich nutzen um seine Felder zu bewirtschaften. Für mich heisst dies, dass ich zwar kurz nach 5.00 Uhr durch den Krach der Hühner und das Geläufe im Haus zum ersten Mal erwache, dann aber meist noch bis nach 7.00 Uhr etwas weiterschlummere. Dann gibt es erstmal eine Dusche bevor ich mich an den Tisch setze und das bereitstehende Morgenessen zu mir nehme. Noch kurz ein paar Erläuterungen zur Dusche. Man stelle sich einen kleinen Raum vor, ca. 1.50 auf 1.20m, in der Ecke eine Art Brunnen mit Wasser und einer Plastikschale auf dem Rand. Ein Abfluss im Boden ergänzen den Duschraum. Geduscht wird nun in dem man sich mit der Schale das aus dem Brunnen geschöpfte Wasser über den Körper giesst. Zähneputzen und Rassieren werden auch gleich dort erledigt. Ich werde Euch dazu noch Bilder liefern. Vorest müsst Ihr Euch mit Bildern von Küche, Essbereich,  Gartensitzplatz sowie Waschmaschine begnügen.





Doch nun zur Schule. Nachdem ich am Dienstag kurz vor dem Mittag dann doch noch einen Stundenplan erhalten habe, machte ich mich gleich daran die bevorstehende Lektion mit der Klasse Pantom 4 vorzubereiten. 

Dies war wohl wieder ein wenig zu voreilig den bereits wenig später hies es, dass der Unterricht heute Nachmittag ausfallen würde da der "CP" die Schule besuchen komme. Was der CP genau ist, konnte mir niemand so ganz genau erklären. Jedenfalls scheint er von der Regierung zu sein und wird zusammen mit seiner Delegation in der Schule mit allen Ehren empfangen. Die aufwendige Zeremonie und der anschliessende Rundgang in der Schule dauern ca. 2 Stunden. Auch ich spiele dabei eine Rolle. Während der Zeremonie darf ich direkt hinter dem CP sitzen und werde durch den Sprecher der Schule auch namentlich vorgestellt. Zudem darf ich als einziger Lehrer am anschliessenden Rundgang teilnehmen und habe dabei die Möglichkeit ein paar interessante Gespräche mit Vertretern der Regierung zu führen.









Am Mittwoch dann (endlich) ein regulärer Schultag. Dachte ich jedenfalls. Gemäss Stundeplan steht mir am Vormittag eine Englisch-Lektion mit der Klasse Pantom 6.2 und am Nachmittag Sport mit der Klasse Pantom 4 bevor. Die Englisch-Lektion findent statt, auch wenn ich etwas zu spät in die Klasse komme, da mir niemand genau sagen konnte, wo deren Klassenzimmer ist. Danach läuft aber alles rund. Der Unterricht läuft ähnlich ab wie meine erste Englisch-Lektion am Montag. Erneut darf ich feststellen, welche Ehrfurcht die Schüler einem Lehrer entgegenbringen. So bedankt sich z. B. jeder Schüler beim Austeilen eines Arbeitsblattes mit "thank you, teacher" sowie einem Wai (aneinanderlegen der Handflächen vor der Brust und angedeuteter Verbeugung). Nach gut einer Stunde ist es dann bereits vorbei und nach der zeremoniellen Verabschiedung der Klasse begebe ich mich zurück ins Lehererzimmer.


Kurz vor dem Mittag lässt mich dann der stellvertretende Direktor wissen, das der Unterricht heute Nachmittag erneut ausfällt, da am Tag darauf eine Zeremonie anstehe und die Schüler dafür trainieren müssten.

Zwei Dinge habe ich mittlerweile gelernt:
1. Die unerklärlichen Angaben über die vielen Ausfalllektionen in den Klassenreports der
    vorangehenden Volunteers wundern mich nun nicht mehr.
2. Nichts ist hier fix, ausser dem Reis zu jeder Mahlzeit (inkl. Morgenessen). Planen macht
    nur dann Sinn, wenn mach dadurch flexibler auf kurzfristige Veränderungen reagieren
    kann.

Also erscheine ich am Donnerstag trotzdem um 9.00 Uhr in der Schule, denn ich soll ja dabei sein bei dieser Zeremonie. Bald darauf wird mir auch bewusst wieso. Anders als am Dienstag darf ich dieses Mal direkt neben dem Direktor der Schule Platz nehmen. Als dieser dann nach einer kurzen Ansprache und einem Gebet auf die Bühne steigt und dort Platz nimmt, werde auch ich auf die Bühne geschickt. Etwas unbeholfen verneige ich mich vor dem Bild mit dem König das auf der Bühne umgeben von frischen Blumensträussen steht und nehme neben dem Direktor Platz. Vor mir ist die ganze Schule inkl. Eltern der Schüler versammelt. Nachdem ein paar weitere Lehrer auf der Bühne Platz genommen haben, kommen zwei Kindergärtler mit Blumen auf die Bühne. Sie stellen die Blumen vor das Bild des Königs, gehen auf die Knie und verbeugen sich davor. Danach nehmen sie die Blumen wieder auf und robben damit auf den Knien vor den Direktor und mich. Sie halten uns die Blumen hin und verbeugen sich, nachdem wir ihnen die Blumen abgenommen haben, auch vor uns. Während die beiden weiter über die Bühne robben, stellen der Direktor und ich die Blumen vor uns auf den Boden. Nun kommen jeweils je zwei Kindergärtler bzw. Schüler jerder Klasse nach dem selben Muster auf die Bühne und überreichen Blumen. Ich bin doch etwas erleichtert, dass zwischendurch auch einige andere Lehrer Blumen erhalten.

Nach der Zeremonie werde ich dann darüber aufgeklärt, dass heute "Teachers-Day" sei. Das erklärt auch, wieso die Schüler am Nachmittag frei haben, während ich zusammen mit den Lehrern eine andere Schule nördlich von Nang Rong besuche. Dabei handelt es sich im eine ganz besonder Schule. Die Gebäude bestehen mehrheitlich aus Bambus und die ganze Anlage erinnert eher an ein Feriendorf mit Spa als an eine Schule. Auch die Unterrichtsmethoden sind hier ganz speziell und ich erkenne Paralellen zum Konzept der Steinerschulen. Nach einer eingehenden Diskussion mit einem dortigen Lehrer (wie ich ein "Farang" also "Westler"), der mir die Einzelheiten der vorangehenden Präsentation in Thai erläutern kann, springt der Funke über und ich darf schlussendlich feststellen, dass es hier in Thailand auch Schulen gibt die unseren mindestens ebenbürtig sind.




 




  


Nach der Besichtigung der Schule (www.mechaifoundation.org/school.asp) geht es dann weiter ins benachbarte Dorf, wo uns Vertreter der Gemeinde das Projekt "Village Development Project" kurz VDP erläutern und anhand von Beispielen im Dorf auch gleich dessen Umsetzung präsentieren. Nach einer einstündigen Busfahrt sind wir dann nach 18.00 Uhr wieder zurück in unserer Schule und ich mache mich auf den Weg zur Gastfamilie.

Der Freitag ist ein kurzer Schultag für mich. Nur eine Lektion Englisch mit der Klasse Pantom 6.1, die aber anders als ihre Parallelklasse mir dank einem unerwartet hohen Klassenniveau die Möglichkeit bietet, anstelle von Repetition auch mal etwas Neues zu bringen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen unter den Lehrern verabschiede ich mich dann aus der Schule und fahre mit dem Velo die gut 10 Minuten zur Gastfamilie. Dort relaxe ich erstmals ein wenig bevor ich meine Sachen packe und mich auf den Weg Richtung Nang Rong mache. Unterwegs halte ich zweimal an. Erstmals nach gut 15 Minuten um mich im Schatten mit einem kühlen Liter Drinkwasser von der Hitze zu erholen und ein weiteres Mal um in meinem Lieblings Internet Café für gut 3 Stunden Mails zu checken und mit Pädi und Angi zu skypen.

Bei Wick werde ich dann herzlich von der ganzen Familie empfangen und beziehe mein Zimmer im Hostel. Nach einer Dusche begebe ich mich auf die Veranda und tausche mich mit Wick über die Erlebnisse der letzten Woche aus. Danach wie gewohnt das gemeinsame Nachtessen mit der Familie. Wie immer köstlich! Danach sitzen wir den ganzen Abend im "Esszimmer" und gehen verhältnissmässig spät schlafen.

Heute habe den auch ein wenig ausgeschlafen. Der zunehmende Lärm der vorbeifahrenden Werbefahrzeuge holt mich dann aber gegen halb Neun doch aus dem Bett. Bei den Werbefahrzeugen handelt es sich um Pick-Up's welche mit Wahlkampfplakaten und riesigen Lautsprechern ausgeüstet sind und den ganzen Tag durch die Quartiere und Dörfer fahren. Da in wenigen Wochen hier Wahlen stattfinden nimmt die "Beschallung" nun fast täglich zu. Ich hoffe ich kann Euch mal ein Video einer solchen fahrenden Konzertanlage hochladen.

Nach einem gemütlichen Vormittag auf der Veranda und köstlichen Reisnudeln mit Curry am Mittag habe ich mich heute Nachmittag nun vor den Computer gesetzt und zum Einen ein paar Dinge für Wick und seine Familie erledigt und zum Anderen endlich wieder ein Posting in meinem Blog erstellt. Hoffe Ihr nehmt es mir nicht übel das es ein wenig länger gedauert hat.

Im Übrigen kann es sich für Euch durchaus lohnen, auch ältere Postings kurz auf nachträgliche Aktualisierungen und Ergänzungen zu überprüfen. Zum Teil kann ich passende Fotos oder detailiete Informationen erst später hinzufügen. Auch werde ich es sicher noch übers Herz bringen, sowohl ein paar Fotos von mir, wie auch von all den zahlreichen Leuten hier, die ich Euch bisher nur in schriftlicher Form vorgestellt habe, zu präsentieren. Aber mindestens eines haben die Thais und ich gemeinsam: Wir lassen uns nur ungerne fotografieren.







Aktuell habe wir kurz vor halb Acht und schon bald steht ein weiteres thailändisches Abendessen auf dem Tisch. Natürlich auch dieses Mal nicht ohne Reis als Hauptbestandteil.

2 Kommentare:

  1. hey nörmz

    die wöschmaschine isch ja gaanz geil! merci für die intressante kommentare u die würklech extrem guete föteli! die blog isch scho iz viu umfassender aus dä vom ne gwüsse kolleg wo z’ouschtralie isch gsi… ;-)

    tue dr gangsta-schüeler chli fördere… i däm sinn e gruess u witerhin es guets sabbatical!
    reti

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  2. Hallo Nörms! Beim Lesen des ausführlichen und farbigen Berichts Deiner ersten Schulwoche in Nang Rong konnte ich mir die Erfahrungen, die Du gegenwärtig machst lebhaft vorstellen. Die Ehrfurcht, welche die Schüler einem Lehrer entgegenbringen. Dass sich jeder Schüler beim Austeilen eines Arbeitsblattes mit "thank you, teacher" sowie einem Wai bedankt. Wie die Schüler Blumen vor das Bild des Königs stellen, auf die Knie gehen und sich davor verbeugen und danach die Blumen wieder aufnehmen und damit auf den Knien vor den Direktor und Dich robben. … usw. Ich habe mir auch einige Videos auf der Homepage jener Schule nördlich von Nang Rong, die ihr am "Teachers-Day" besichtigt habt angesehen. Eine Differenz zwischen dem Leben in NO-Thailand und jenem in der Schweiz ist nicht zu verkennen! Glückerweise kannst Du, anschliessend an Deiner Lehrertätigkeit, noch drei Wochen Ferien an einem Tourismusort in Thailand mit einer lieben Person aus der Schweiz verbringen. Gruss, Mami und Paps

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